Einen Job im Technologiesektor zu bekommen, hängt längst nicht mehr nur von den technischen Fähigkeiten ab. Recruiter achten ebenso auf Kommunikation, Flexibilität, Pünktlichkeit und Lernbereitschaft. Vorstellungsgespräche sind genauso menschliche Begegnungen wie technische Prüfungen.
Um zu verstehen, was HR-Profis wirklich schätzen und welche Fehler besonders oft vorkommen, haben wir mit drei HR-Spezialistinnen und -Spezialisten aus der Deutschschweiz gesprochen. Sie teilen konkrete Erfahrungen und geben praxisnahe Ratschläge, die den Unterschied machen können.
Problem: Fehlende Kommunikationsfähigkeit im Teamkontext.
Ein Bewerber mit starkem technischen Profil konnte seine Rolle in einem Teamprojekt nicht klar beschreiben. Ohne konkrete Beispiele wirkte er isoliert.
Analyse: Kandidatinnen und Kandidaten sollten im Voraus konkrete Geschichten vorbereiten – etwa, wie sie einen Sprint geleitet, Code Reviews organisiert oder einen Teamkonflikt gelöst haben. Solche Beispiele schaffen Vertrauen.
Problem: Schlechte Vorbereitung auf das Online-Gespräch.
Ein Bewerber meldete sich aus einem belebten Café – mit Unterbrechungen und instabiler Verbindung.
Analyse: Online-Gespräche erfordern eine stabile Internetverbindung, einen ruhigen Ort und gutes Licht. Wer das vernachlässigt, wirkt unprofessionell.
Problem: Zu viel Ehrlichkeit ohne Strategie.
Auf die Frage «Wo sehen Sie sich in drei Jahren?» antwortete eine Bewerberin: «In einem Unternehmen, das besser bezahlt.»
Analyse: Ehrlichkeit ist wertvoll, sollte aber klug formuliert sein. Besser über Weiterentwicklung, Verantwortung oder Spezialisierung sprechen.
Problem: Sich auf den Namen eines bekannten Unternehmens verlassen.
Eine Kandidatin betonte ihre Erfahrung bei einem Grosskonzern, konnte aber ihre konkrete Rolle nicht erläutern.
Analyse: Recruiter wollen persönliche Resultate sehen. Nenne messbare Leistungen, Verantwortlichkeiten und konkrete Beiträge.
Problem: Unpünktlich erscheinen ohne Vorwarnung.
Ein Bewerber kam 15 Minuten zu spät, ohne Bescheid zu sagen – Vertrauensverlust inklusive.
Analyse: Pünktlichkeit ist eine Grundvoraussetzung. Frühzeitiges Informieren zeigt Respekt und Zuverlässigkeit.
Problem: Unflexible Reaktion auf eine angepasste technische Aufgabe.
Als sich eine Übungsanweisung änderte, reagierte der Kandidat genervt.
Analyse: Projekte entwickeln sich ständig weiter. Flexibilität und Teamgeist sind oft wertvoller als reine technische Perfektion.
Problem: Zu technisch, zu wenig menschlich.
Ein Bewerber sprach ausschliesslich in Fachbegriffen und baute keine persönliche Verbindung auf.
Analyse: Ein Lächeln, aktives Zuhören und ein empathischer Ton sind oft genauso wichtig wie fachliche Tiefe.
Problem: Erfolge ausserhalb der Arbeit unterschätzen.
Ein Entwickler erwähnte einen gewonnenen Hackathon nur am Rand – dabei zeigt er Kreativität und Engagement.
Analyse: Freizeitprojekte (Hackathons, Open Source, Freiwilligenarbeit) belegen Leidenschaft und Initiative.
Problem: Fehlende Eigeninitiative beim Lernen.
Eine Bewerberin mit selbst aufgebautem GitHub-Portfolio überzeugte durch Motivation und Disziplin.
Analyse: Lernwille und Umsetzungsstärke zählen häufig mehr als ein langer Lebenslauf.
Die Aussagen von Sarah Keller, Markus Steiner und Lukas Brennwald zeigen: Ein IT-Vorstellungsgespräch ist weit mehr als ein Coding-Test. Kommunikationsfähigkeit, Pünktlichkeit, Flexibilität und kontinuierliche Lernbereitschaft sind entscheidend, um positiv aufzufallen.
Wer sich mit konkreten Beispielen vorbereitet, auch online professionell auftritt und eine menschliche, offene Haltung zeigt, steigert seine Chancen deutlich, die gewünschte Position zu erhalten.
Felix Neumann • 2025-07-29